29. Dezember 2007 - N466M Zürich-Athen-Zürich

Nachdem David und ich am 30. Oktober 2005 mit der Mooney Eagle einen Ausflug nach Tunis unternommen hatten (Bericht hier: http://www.flugsimulation.ch/forum/showthread.php?t=38170), war die Fragestellung für Ende 2007: Wie weit kommen wir in einem Tag mit der Columbia? Schaffen wir die Rückkehr nach Zürich am gleichen Tag? Rasch war Athen als Ziel bestimmt, und für 29. Dezember 2007 passt sogar die Wettervorhersage. In Zürich haben wir Slots um 0530 und 2045 UTC reserviert.

Nach einer nervösen Nacht - ich konnte aus Vorfreude auf den kommenden Flug nur wenig schlafen - war ich bereits 0455 auf den Beinen und 0530 am Flugplatz. Bereitstellen der Columbia im MFGZ Hangar im GAC1 Zürich Kloten.

Erstes Leg: LSZH Zürich - LIBP Pescara, David.

Run up am Holding Point Rwy 28. Es ist neblig und feucht.

Pünktlich um 0630 starten wir auf Piste 28. VEBIT 2W Instrument Departure.

Wir sind bereits weit über Norditalien, als endlich die Sonne aufgeht.

Auf FL 190 via Mailand, Parma, Bologna, Rimini Richtung Ancona und der Adria unterwegs.

Im Anflug auf LIBP Pescara bekommen wir den NUTRO 1C Arrival, mit PES 15 DME Arc.

Während wir den Arc fliegen, sinken wir in die Wolken.

Noch einmal die Sonne geniessen und rein in die Suppe.

Ein DME Arc fliegen zu dürfen ist immer ein Erlebnis. Soweit ich mich zurück erinnern kann, ist das mein vierter Arc. Während der Ausbildung einmal in LFSB Basel, vergangenen Herbst in den USA zweimal in KRDM Redmond, und jetzt hier. Klar, meine Erfahrung hält sich in Grenzen! Zweimal von Hand, einmal mit Autopilot, und jetzt als Zuschauer (COPI). Super! Zur Feier des Tages brettern wir den DME Arc mit Autopilot, mit TAS 185 KTS.

ILS DME Rwy 22, wir sind bereits unter den Wolken und überfliegen die Küste.

Die Sicht ist gut, Stadt und Piste sind gut erkennbar.

Nach fast 1'000 Flungstunden: Endlich erwartet uns Florian (die Flughafen Feuerwehr) mit einer Wasserdusche ... Schade, war nicht für uns gedacht.

Bienvenuto a Pescara, Aeroport d' Abruzzo.

Tower.

David hat den Flug sehr gut vorbereitet. Rasch haben wir die Anflug- und Landegebühren bezahlt. Ich ziehe die Schwimmweste an, denn der Weiterflug führt uns über offenes Meer. Gerne hätte ich ("Mr. Übervorsichtig") auch ein Schlauchboot / Floss mit dabei gehabt, aber das war leider nicht verfügbar.


Zweites Leg: LIBP Pescara - LGAV Athen, Adrian.

Ich bekomme die POLIP 5A Instrument Departure und steige mit über 1'000 Fuss pro Minute in die Wolken.

Endlich wieder Sonne!

Der Flieger hat MTOW (Maximum Takeoff Weight), mit IAC 110 KTS bzw. TAS 124 durchsteigen wir FL 72 auf FL 190.

Selbstverständlich mit Sauerstoff ... der Spender sitzt mir immer schief an der Nase, und ich weiss nicht wieso. Über FL 180 greifen wir dann zur Sauerstoffmaske.

Über der Adria.

Die Traffic Anzeige auf unserem Garmin G1000 zeigt nicht viel Verkehr - es ist wirklich nicht viel los über der Adria. Wir sind froh, die Spuren zweier Airliner hoch über uns beobachten zu können.

Experiment 1: Was passiert mit der Vanillecreme der Migros auf FL 190? Richtig, das bisschen Luft zwischen Creme und Deckel expandiert, und sprengt den Deckel weg. Ein Geschmiere im Plastikbeutel, ein Geschmiere an den Fingern! Und wie geniesst einer die Creme ohne Löffel? Richtig, mit den Fingern. Das Geschmiere wird nicht besser. Aber was kümmert uns das - wir wollen Fliegen, Essen dient nur zur Aufrechterhaltung der lebenserhaltenden Systeme und verkommt zur reinen Nebensache.

Über der Adria, westlich von Albanien, bekommen wir einen direkten Kurs nach Athen. Gemäss Flugplan hätten wir einen Dreieckkurs über ELPIS (Nähe Thessaloniki) fliegen müssen, das hätte uns doch glatt 20 Minuten gekostet.

Könnte Corfu sein.

Nordwesten Griechenland.

Ordentliche Berge, Schneekuppen und im Flachland Hochnebel. Das kennen wir doch schon - wie das Schweizer Flachland im Winter.

Einfach herrlich.

Noch 55 NM bis zum Platz, wir fliegen bereits Vectors ILS Z Rwy 03L. Wir sinken mit 1'000 FT pro Minute, IAS 182 KTS, TAS 228 KTS.

Wir sind wirklich noch weit draussen!

LGAV Athen, ILS Z Rwy 03L, inbound track for final approach 034 Grad. Ich lande wie ein Airliner, und wir machen dann ca. 4 km Taxi zum GAC Parking.

Athen muss gut vorbereitet sein. Wir haben eine Slot für eine Stunde Ground Time erhalten und müssen den lokalen FBO in Anspruch nehmen. Das schlägt mit EUR 100 zu Buche. Dafür kommen die Herren auch zu Dritt, einer davon sogar in Schale.

Ohne Worte!

Wie gesagt: Wir wollen Fliegen, Essen ist Nebensache.

In Athen vertrödeln wir über eine Stunde. Es dauert eine Weile, bis der Fuel Truck anschleicht.

Getankt, aber noch nicht bezahlt. Mit dem Operator Taxi gehts zum Fuel Büro. Fuel bezahlen.

Dann zurück zum Operator. Landung bezahlen. Wir haben leider keine Zeit, die Leder Innenausstattung zu geniessen.


Drittes Leg: LGAV Athen - LDPL Pula (Kroatien), David.

Die Taxi Rennstrecke vom GAC Parking zum Holding Point Rwy 03L eignet sich bestens, die beiden Airliner von Gulf Air und British Airways zu überholen ... selbstverständlich darf die Gulf Air vor uns starten.

Wir sind auch nicht verwundert, als die British Airways vor uns aufliniert.

Aber jetzt reichts - wir erhalten die PIKAD 2D Instrument Departure und lassen den Flughafen Athen, Ikea und Leroy Merlin unter uns.

Kurz vor Sylvester ist hier nicht gerade Rush Hour angesagt.

Im Steigflug auf der PIKAD 2D Instrument Departure.

Athen, soweit das Auge reicht.

Im Steigflug über dem Golf von Korinth.

Beachte die beiden grünen Kreise: gestrichelt: 01:24 der Range mit 45 Minuten IFR Reserve; durchgezogen: Range (dann ist der Tank leer). Keine Panik, wir befinden uns hier im Steigflug, und der Fuel Burn ist entsprechend hoch.

Wenig später befinden wir uns im Reiseflug auf FL 190. Gemisch Einstellung für den Reiseflug, Schritt 1: Reduktion auf 31.5 MP und 2'450 RPM. Fuel Flow 32.2 USG/h vor dem Leanen.

Schritt 2: Leanen. Peak gefunden.

Schritt 3: Gegen 100 Grad Farenheit Lean of Peak. Fuel Flow noch 17.3 USG/h.

Die Schneekuppen und der Hochnebel sind noch da.

Experiment 2: Was passiert mit einer 1.5 Liter Passaia Pet Flasche der Migros auf FL 190. Schelm, wer nun böses denkt. Mit viel Fingerspitzengefüh wird der Verschluss geöffnet, das Gas entweicht langsam. Ohne Spritzer.

Es gibt nichts zu putzen, also kann ich weiterhin die Aussicht geniessen und fotografieren.

Die gigantische Rio-Antirrio-Hängebrücke ist das Markenzeichen von Patras. Sie verbindet Rio (Peloponnes bei Patras) und Antirrio (Griechenland Festland zwischen Mesolonghi und Navpaktos). Daten: 2'883 Meter lang, 27.2 Meter breit, vier Trägersäulen je 227 Meter hoch. Baukosten über EUR 740 Mio. Dafür könnte man viele schöne Flieger kaufen, und ganz lange damit fliegen ...

Ob es hier auch ein Skigebiet gibt?

LGPZ Preveza Airforce Base. Runway 07R /25L und 07L / 25R.

Fast eine Stunde später: Sonnenuntergang über der Adria.

Die Landung in Pula wird wohl bei Dunkelheit erfolgen.

So ist es. Anflug auf LDPL Pula (Kroatien), ILS Rwy 27.

Express Abfertigung in Pula. Der Tanklastwagen ist rasch am Flieger - Emissionen und Abgaswerte scheinen hier (noch) keine Rolle zu spielen. Wir stellen fest, dass wir eine Stunde vor Plan sind. Da das Wetter in Zürich schlechter wird, drängt die Zeit und wir lassen unseren Flugplan nach Zürich neu mit einer Stunde Vorsprung aufgeben.


Viertes Leg: LDPL Pula (Kroation) - LSZH Zürich, Adrian.

Nachtflug, IFR, FL 200. Ich hole das Wetter für unseren Alternalte EDDS Stuttgart ein. Tiefe Wolken, Regen. Keine Option. Während wir die Österreichischen Alpen überfliegen höhre ich mehrfach das Wetter von LOWS Salzburg ab. Einwandfrei, hohe Wolken, weder Regen noch Schnee, unser Alternate. Während wir uns im Anflug auf Zürich befinden, zieht die Front über den Platz Richtung Osten weiter. Die Wolkenuntergrenze sinkt fortlaufend, leichter Regen bzw. Schneefall. Relativ früh bekommen wir Vectors zum ILS DME Rwy 28. Rascher Anflug, problemlose Landung. Wir landen bereits um 2042 in Zürich - hey, wir haben über eine Stunde Reserve, so hätte wir es sogar nach Kreta und zurück geschafft!

Der Flieger ist parkiert, entladen und gesichert. David. Hier befinden wir uns bereits im GAC, und schliessen die Formalitäten ab.

Adrian. Glücklich, entspannt, aber auch etwas müde. Das grüne Formlar: Eintragen der Flugstunden in den MFGZ Rapport:

LSZH - LIBP: 02:18, 824 km
LIBP - LGAV: 02:54, 1'048 km
LGAV - LDPL: 03:24, 1'185 km
LDPL - LSZH: 01:54, 648 km
Total: 10:30

So sind wir kurz vor Sylvester 2007 nach Athen und zurück geflogen. IFR, auf FL 190 bzw. FL 200. Eine interessante Erfahrung, das muss mal erlebt sein. Super - dennoch sind wir uns einig, dass wir den nächsten Flug wieder möglichst VFR und entsprechent tiefer realisieren werden - dann sind auch die Aussichten interessanter und wir können die fotografischen Möglichkeiten besser ausschöpfen.


Zürich-Athen-Zürich. Dargestellt mit MapSource (Karte)/ BackTrack (Profil).
Leg 1, IFR (gelb): Distanz 824 km, Geschwindigkeit max. 458 km/h, Schnitt 358 km/h, Flugzeit 138 Minuten.
Leg 2, IFR (gelb): Distanz 1048 km, Geschwindigkeit max. 435 km/h, Schnitt 361 km/h, Flugzeit 174 Minuten.
Leg 3, IFR (gelb, +150km): Distanz 1185 km, Geschwindigkeit max. 390 km/h, Schnitt 349 km/h, Flugzeit 204 Minuten.
Leg 4, IFR (gelb): Distanz 648 km, Geschwindigkeit max. 393 km/h, Schnitt 341 km/h, Flugzeit 114 Minuten.